Von München ins Streutal

Streutal-Journal / David hauck

08. März 2020

Bericht und Bilder: Streutal-Journal / David Hauck & Tanja Heier

Nach dem parlamentarischen Geschäftsführer der SPD-Bundestagsfraktion, Carsten Schneider, gab sich am Montag – ebenfalls auf Einladung des SPD-Kreisverbandes – ein weiterer hochrangiger Sozialdemokrat die Ehre. Markus Rinderspacher, Bayerischer Landtagsvizepräsident, besuchte neben Bad Neustadt den „Treffpunkt“ in Mellrichstadt und ließ sich anschließend durch Ostheims historische Wehranlage führen.

Der 50-Jährige gehört seit 2008 dem Bayerischen Landtag an und war von 2009 bis 2018 Vorsitzender der SPD-Landtagsfraktion. Anschließend wurde Markus Rinderspacher Landtagsvizepräsident. Gemeinsam mit einer Delegation von SPD-Genossen machte sich der Sozialdemokrat am Montag zunächst ein Bild zum Schwerpunkt E-Mobilität. Hierzu besuchte Rinderspacher die Bad Neustädter Stadtwerke.

Weiter ging es in Mellrichstadt im „Treffpunkt“, dem Gebäude, in dem u. a. die Bücherei untergebracht ist. Der SPD-Kreisvorsitzende René van Eckert begrüßte im Eingangsbereich des Gebäudes neben MdL Rinderspacher auch den Mellrichstädter SPD-Bürgermeisterkandidat Wolfgang Stahl sowie den Landratskandidat der SPD, Thorsten Raschert. Er erklärte, dass die SPD Gedanken habe, aus dem „Treffpunkt“ ein (kommunales) Mehrgenerationenhaus zu entwickeln. Helmut Dietz, Leiter des Bürgeramts in der VG Mellrichstadt, führte die illustre Runde durch das Gebäude. Er richtete Grüße von Bürgermeister Eberhard Streit aus und erklärte, dass die VG die Terminplanung für das Haus inne habe.

Das Gebäude habe früher dem Überlandwerk gehört und wurde anschließend komplett saniert. Im Keller wurde das Stadtarchiv sowie das Archiv der VG ausgelagert. Im Erdgeschoss sei eine Bücherei entstanden, mit der es stetig bergauf gehe. Im mittleren Geschoss sei ein großer Saal, der vielfältig genutzt werde, z. B. Schulung der Wahlhelfer, Seniorenkreis oder Hausaufgabenbetreuung. Außerdem werde der Saal viel von der Vhs genutzt, wie deren ehemaliger Geschäftsführer Klaus Schemmerling anmerkte. Im Obergeschoss sind Jugendräume untergebracht, die seit zwei Jahren keine Jugendlichen mehr beherbergen. Die Räumlichkeiten werden aktuell für die Asylarbeit und der vhs genutzt.

Die Gruppe besichtigte die Bücherei, wo sie von Leiterin Sylvie Kohl begrüßt wurden. Diese informierte, dass die Bücherei seit 1995 im „Treffpunkt“ untergebracht sei und mit über 40.000 Ausleihen physischer Medien im Jahr „sehr gut genutzt“ werde. Kohl nutzte die Gelegenheit und sprach den Missstand an, dass Verlage E-Books erst verspätet und teurer an Büchereien herausgeben würden, dazu hatte sie ein Papier für den Landtagsabgeordneten vorbereitet.

Weiter ging es in den großen Saal, wo das Helferteam um Marianne Fritz die Kinder beim Hausaufgaben machen betreuten. Diese werde gut angenommen, erklärte Dietz. Der Saal eigne sich für alles mögliche. Auch wurden die ehemaligen Jugendräume besichtigt. Schemmerling hob hervor, dass es ein Unterschied zwischen Nachwuchsarbeit der Vereine und Jugendarbeit gebe. Wolfgang Stahl fügte an, dass die Vereine nach ihrem Klientel schauen würden, die Kommune aber auf jeden Jugendlichen schauen müsse. Ein weiteres Argument, dass Klaus Schemmerling anführte, war, dass das Zentrum auch eine Unterstützung für die Familien sein könne, wenn z. B. die Eltern in den Schulferien nicht komplett Urlaub hätten und ihre Kinder gut betreut wüssten. Egon Friedel, SPD-Fraktionssprecher im Kreistag, erklärte, er wolle eine Lanze für die Vereine brechen. Als Ausbilder habe er festgestellt, dass es bei den in Vereinen aktiven Jugendlichen keine Schwierigkeiten gab. Was von Vereinen geleistet werde sei „unwahrscheinlich wichtig“. Friedel sprach auch das Mellrichstädter Schwimmbad an, das auch ein Treffpunkt sei.

Landtagsvizepräsident Markus Rinderspacher bezifferte den** Sanierungsbedarf in Bayern mit einer Milliarde Euro, die Hälfte der Schwimmbäder sei sanierungsbedürftig**. Schwimmbäder seien ein „wichtiges Zentrum des gesellschaftlichen Lebens“.

René van Eckert fasste zusammen, dass man bereits alles im Haus habe, was man für ein Mehrgenerationenhaus, einen Treffpunkt, brauche. Sein Dank galt Helmut Dietz für die Führung.

Nach der Stippvisite im Mellrichstädter „Treffpunkt“ führte der Weg die Gruppe rund um Rinderspacher am Abend in Ostheims Kirchenburg. Ermüdungserscheinungen zeigte der Politiker keine, ganz im Gegenteil. Voll Interesse nahm Markus Rinderspacher an einer kurzweilig gestalteten Führung durch die historische Wehranlage teil. Zunächst begrüßte Susanne Zuber-Maisch die Delegation, unter anderem bestehend aus dem SPD-Kreisvorsitzenden René van Eckert, dem Kreisfraktionssprecher Egon Friedel, dem Landratskandidaten Thorsten Raschert, der Ortsverbandvorsitzenden Elke Bassil und Pfarrer Andreas Biesold. Dekan Dr. Matthias Büttner ließ sich entschuldigen. Trotz Coronavirus-Warnung schüttelte der Ehrengast den neu Hinzugekommenen gutgelaunt die Hände.

René van Eckert hieß alle Genossen willkommen, dann übergab er der Kirchenburgführerin das Wort. Sie wusste vom verheerenden Brand des Jahres 1878 zu erzählen und berichtete im Laufe ihres Rundgangs, wie einst Oberst Korpes mit seinem Kroatenheer in Ostheim einfiel und Angst und Schrecken verbreitete. Damit war der Bogen zum preisgekrönten Historienspiel am Originalschauplatz gespannt.

Im Kirchenraum ging Susanne Zuber-Maisch stichpunktartig auf die Kreuzigungsgruppe, den Taufstein und das Deckengemälde am Tonnengewölbe ein. Tief beeindruckt erklärte Markus Rinderspacher, die gesamte Anlage sei zweifelsohne ein Monument von nationaler Bedeutung. Er dankte allen, die sich – größtenteils ehrenamtlich - um den Erhalt kümmern und versicherte, sich in München für Fördergelder stark zu machen. Bei der Abendveranstaltung unter dem Schlagwort „sozialdemokratische Kommunalpolitik“ im Hotel Café Kaak blieb ausreichend Zeit für weitere Gespräche.

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