Herausforderung und Zukunft der Landwirtschaft in ländlichen Regionen

Bild: Eva Wienröder

23. August 2016

Bericht: Eva Wienröder

Auf Einladung des SPD-Kreisverbandes war die Bundestagsabgeordnete Rita Hagl-Kehl am Freitag zu einem Informationsbesuch in der Rhön. Thema war dabei die Landwirtschaft im ländlichen Raum. Die Politikerin besichtigte in diesem Zuge drei Vorzeigebetriebe. Zum Abschluss stand am Abend eine Diskussionsveranstaltung auf dem Programm. Parteifreunde sowie einige interessierte Bürger und Landwirte hatten sich dazu auf dem Biohof Ritter in Ostheim zusammengefunden.

Rita Hagl-Kehl sitzt seit 2013 im Bundestag. Die Niederbayerin ist Mitglied im Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft sowie im Ausschuss für Verkehr und digitale Infrastruktur und stellvertretende agrarpolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion. Der Kontakt zu der Parlamentarierin kam über den Kreisvorsitzenden René van Eckert zustande, der Hagl-Kehl bei einem Praktikum im Hauptstadtbüro kennengelernt hatte.

Tagestour durch die Rhön

Das Tagesprogramm für den Besuch aus Berlin hatte von der Kreisvorstandschaft Johann Giglhuber - als pensionierter Landwirtschaftsdirektor Fachmann auf dem Gebiet - organisiert. An erfolgreichen Beispielbetrieben wurden die Innovationskraft Rhöner Landwirte wie auch die regionale Wertschöpfung im Biosphärenreservat aufgezeigt. Die Abgeordnete hatte am Nachmittag mit einer Delegation der Kreis-SPD zunächst den Rhönschaf-Naturlandhof Kolb in Ginolfs aufgesucht. Dort erfuhr sie mehr über die Wiederaufzucht und Neu-Ansiedlung des Rhönschafes durch das Projekt des Bund Naturschutzes, über die Landschaftspflege und die Vermarktung, insbesondere auch über die Zusammenarbeit mit der Dachmarke Rhön. Anschließend wurde dem Ökohof Räder in Bastheim ein Besuch abgestattet. Von Interesse waren die Bio-Schweine und die eigene Biogasanlage. Zu guter Letzt ging es noch nach Ostheim zur Familie Ritter. Mit Bio-Puten und -Hähnchen und als Pioniere im Holunderanbau hat sich der Biohof einen Namen gemacht.

Beeindruckt über die Leistungen in Rhön-Grabfeld

Es sei überaus beeindruckend, was die Landwirte auf die Beine gestellt haben, wie Hagl-Kehl bei der abendlichen Gesprächsrunde bemerkte. Imponiert hat ihr besonders auch, wie Nischen besetzt und neue Märkte erkundet worden sind. So hatte zum Beispiel Martin Ritter davon berichtet, dass er für seine Quitten, nachdem Bionade diese Getränkesorte eingestellt hat, einen neuen Abnehmer hat, und die Früchte nun zur Herstellung von Naturkosmetik Verwendung finden.

Herausforderung und Zukunft

“Die Herausforderung und Zukunft der Landwirtschaft in ländlichen Regionen” lautete der Titel der Diskussionsveranstaltung. In einem Impulsvortrag griff Hagl-Kehl die Situation der Landwirtschaft sowie aktuelle politische Fragestellungen und Streitpunkte auf. Die Strukturen seien in Deutschland extrem unterschiedlich, und auch innerhalb Bayerns gebe es regional starke Unterschiede. Hagl-Kehl verwies auf die Forderungen der SPD zur Reform der Subventionspolitik, wonach sich die Förderung auf die tatsächlich erbrachte Leistung konzentrieren müsse und nicht mehr nur Fläche subventionieren dürfe. Sie lenkte den Blick nach Österreich. Dort habe man eine ganz andere Fördersituation, es gebe noch viel mehr Nebenerwerbslandwirte und nicht das große Höfesterben wie hierzulande.

“Die Bauern müssen von ihrer Arbeit auch leben können”, betonte die SPD-Vertreterin und kam auf den Preisverfall, der insbesondere bei Milch und Schweinefleisch zu verzeichnen ist, zu sprechen. Hier sei eine Lösung auf EU-Ebene nötig, so Hagl-Kehl, die eine Reihe weiterer Themen anschnitt und Positionen ihrer Partei dazu anführte, wie zum Beispiel zu Tierschutz, Klimawandel, Umweltfragen und Verbrauchersicherheit.

Die SPD wolle die Förderung einer leistungsfähigen, nachhaltigen und ökologischen Landwirtschaft, die die natürlichen Lebensgrundlagen bewahrt und zugleich gesunde Lebensmittel auf den Markt bringt. Damit sei nicht nur eine artgerechte Tierhaltung verbunden, sondern auch der Schutz der Böden, Gewässer und der Artenvielfalt. In diesem Zusammenhang nicht nachvollziehen können die Sozialdemokraten die Entscheidung der EU-Kommission, die Genehmigung des umstrittenen Herbizids Glyphosat für weitere 18 Monate zu verlängern. Da nach den Beurteilungen durch verschiedene wissenschaftliche Institutionen eine mögliche krebserregende Wirkung nicht eindeutig ausgeschlossen werden kann, sollte nach Forderung der SPD der Gebrauch im Haus- und Kleingartenbereich sowie im kommunalen Bereich umgehend verboten und in der Landwirtschaft auf ein Mindestmaß reduziert werden. ** Die SPD-Bundestagsfraktion setzt sich nach den Worten Hagl-Kehls zudem für eine Stärkung der gezielten Forschung sicherer Alternativen von Glyphosat ein, um der deutschen Landwirtschaft langfristig Alternativen zu bieten.**

“Es geht auch ohne Glyphosat”, meinte in der anschließenden Gesprächsrunde ein Landwirt, der vor einigen Jahren schon auf ökologischen Landbau umgestellt hat. Im offenen Gespräch ging es u.a. auch um die Rentenproblematik der Landwirte, den Betrieb von Biogasanlagen und die Düngeverordnung oder auch um die strittige Frage, ob der Umfang der Tierhaltung an die Fläche eines Betriebes gebunden werden sollte. Auch das Verbraucherverhalten war ein Thema und das oft mangelnde Bewusstsein für den Wert von Lebensmitteln.

Man war gut miteinander ins Gespräch gekommen und die Genossen waren sich einig, dass ihre Partei die Landwirtschaft mehr zu ihrem Steckenpferd machen sollte.

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