„Schwach angefangen und dann stark nachgelassen“, so das Resümee des Rhön-Grabfelder SPD-Vorsitzenden Matthias Kihn zur Einrichtung des sogenannten „Heimat-Ministeriums“ der bayerischen Staatsregierung: „Nach den großen Tönen im Wahlkampf hatte ich da für den ländlichen Raum deutlich mehr erwartet!“ Auch René van Eckert, Kreisvorsitzender der Jusos im Landkreis, zeigt sich enttäuscht: „Einmal mehr ist Horst Seehofer als lautstarker Tiger gestartet und als Bettvorleger angekommen!“
Die beiden Sozialdemokraten aus Mellrichstadt üben heftige Kritik an der Einrichtung des neuen Ministeriums. Das gilt für die Personalie, de Sitz des Ministeriums und die damit verbundenen Aussagen zur bayerischen Heimat: Das neue Ministerium wird dem Finanzministerium angegliedert, Minister ist ebenfalls Markus Söder und der Sitz der Behörde wird Nürnberg sein. „Die zentralistische CSU in München hat immerhin erkannt, dass Bayern nicht hinter Ingolstadt endet“, freut sich SPD-Mann Kihn. „Doch auch Nürnberg ist nicht ländlicher Raum, der die besondere Unterstützung durch die Staatsregierung braucht. Von dem neuen Ministerium in Nürnberg allein werden wir in Rhön-Grabfeld nichts spüren – nur der Minister Söder, Landtagsabgeordneter aus Nürnberg, hat nun seinen Arbeitsplatz in der eigenen Stadt!“
Nach Ansicht der Sozialdemokraten ist der eigentliche Zweck dieses Ministeriums zu hinterfragen: „Ich vermute hinter der Entscheidung für Nürnberg ein Leckerli für die fränkische Seele, die man in München gerne ruhig stellen möchte“, spekuliert René van Eckert. „Denn speziell in Ober-, Mittel- und auch Unterfranken ist der Unmut über die unterschiedlichen Lebensverhältnisse zwischen Metropole und ländlichem Raum so signifikant!“
Durch die Ansiedelung des Ministeriums beim Finanzminister befürchten Kihn und van Eckert, dass Entscheidungen vor allem auch unter finanziellen Aspekten betrachtet werden: „Wer die Versorgung mit schnellem Internet und medizinischen Diensten oder das Schulsterben auf dem Land aus rein wirtschaftlicher Sicht betrachtet, der verkennt die Herausforderungen des ländlichen Raums. Mit einigen Fotos im Trachtenjanker wird es jedenfalls nicht getan sein!“