Bollwerk gegen den Faschismus

Streutal-Journal / Klaus-Peter Eschenbach

05. März 2020

Bericht und Bild: Streutal-Journal / Klaus-Peter Eschenbach

Nicht nur dem derzeitigen Kommunalwahlkampf geschuldet, sondern mittlerweile schon fast aus Tradition hatte der SPD-Kreisverband Rhön Grabfeld zum „politischen Ascherfreitag“ nach BAD KÖNIGSHOFEN eingeladen. Ob die derzeitige politische Lage, die Unsicherheit in der Bevölkerung oder das positive Ergebnis der SPD in Hamburg der Grund dafür war, dass die gestellten Plätze nicht ausreichten, oder das Interesse der Bevölkerung am Landratskandidaten Thorsten Raschert, das lässt sich nur vermuten. Eines jedoch dürfte klar sein: Politikverdrossenheit in den Reihen der SPD, zumindest im Landkreis, konnte man nicht feststellen.

Mit Carsten Schneider aus Erfurt, erster parlamentarischer Geschäftsführer der SPD-Bundestagsfraktion, hatte man einen Politiker eingeladen, der ohne Polemik die Situation der Bundespolitik und in Thüringen verständlich beleuchtete. Ohne den politischen Gegner stetig zu kritisieren, die Arbeit der SPD und deren Ziele im Fokus, überzeugte Schneider die Zuhörer. Durchaus ein Politiker, dem man anmerkt, dass er sein Amt mit vollem Einsatz ausübt.

Ehe Schneider zu seinen Ausführungen kam, begrüßte ein – ob des vollbesetzten Saales – sichtlich erfreuter Kreisvorsitzender René van Eckert die Gäste, zu denen sich neben Carsten Schneider und den Zuhörern auch die gesundheitspolitische Sprecherin der SPD im Bundestag Sabine Dittmar, Landratskandidat Thorsten Raschert, Bad Neustadts 2. Bürgermeisterin Rita Rösch, der Mellrichstädter Bürgermeisterkandidat Wolfgang Stahl, der Ortsvereinsvorsitzende aus Bad Königshofen Willi Göbel und viele weitere kommunale Mandatsträger gesellt hatten.

Van Eckert ließ vor allem seine Identifizierung mit der SPD spüren. Er sei aus Überzeugung Sozialdemokrat und gerade derzeit sei es wichtig, dies zu zeigen. Angriffe von rechts machten es nötig, dass das 150 Jahre bestehende Bollwerk gegen den Faschismus diesen auch jetzt abwehre. Erfreulich sei, dass es im Landkreis bei den anstehenden Wahlen keine AfD-Liste gebe.

Von bewegten Zeiten sprach Sabine Dittmar. Und diese finde man nicht nur in der großen Politik, sondern auch in der Kommunalpolitik. Als gesundheitspolitische Sprecherin ihrer Fraktion und selbst Medizinerin ging sie auch auf das grassierende Coronavirus ein. Man solle bitte nicht in Panik verfallen, Hygienerichtlinien beachten und einfach etwas vorsichtiger sein. Hamsterkäufe seinen so unnütz wie unnötige Hysterie.

Politik, die vor Ort hilft, wolle er im Falle seiner Wahl machen, so Landratskandidat Thorsten Raschert. Schon als Vierjähriger habe er Kontakt zur Politik bekommen, als er dem langjährigen Vorsitzenden der SPD-Bundestagsfraktion, Herbert Wehner, Blumen überreichen durfte. Dieses Erlebnis und sein Großvater, der für die Entnazifizierung in der Heimat mit verantwortlich gewesen sei, hätten ihn geprägt. So sei er über die Gewerkschaftsarbeit zur SPD gekommen. Zu seinen Chancen als Landratskandidat meinte er, dass er auf eine Stichwahl hoffe.

„Da habe ich mich halt rüber gemacht aus dem Osten“: scherzhafte Worte vom ersten parlamentarischen Geschäftsführer der SPD-Fraktion im Bundestag, Carsten Schneider, zu Beginn seiner sehr sachlichen und informativen Ascherfreitags-Rede. Man habe es als Thüringer nicht immer leicht, wenn Menschen wie der Thüringer AfD-Chef Björn Höcke, in Niedersachsen aufgewachsen, als hessischer Verwaltungsbeamter nach Thüringen in die Politik gegangen, das Land bevölkerten. Durch das ganze Chaos sei leider in Vergessenheit geraten, dass mit dem Besuch Willy Brandts vor 50 Jahren entscheidende Schritte in der Weltpolitik gemacht wurden.

Ohne Sozialdemokratie würde das Land anders aussehen, denn die SPD sei schon immer ein „Bollwerk gegen den Faschismus“ gewesen und werde dies immer bleiben. Dies sei gerade in der heutigen Zeit leider wieder notwendig, denn keiner habe sehen wollen, was da in Thüringen passiert sei. Umso wichtiger sei es, gerade auch in der** Kommunalpolitik für eine gerechte Politik für alle zu kämpfen.** Höcke und der AfD sei es gelungen, durch langsames Einträufeln in den Sprachgebrauch andere auszuschließen und Fremdenfeindlichkeit aufzubauen. Leider sei die AfD keine Randerscheinung, sondern in der Mitte angekommen. In seinen weiteren Ausführungen betonte Schneider, dass es darum gehe, die SPD wieder zu stärken und den linken Rand wieder einzufangen, der momentan meine, bei den Grünen gut aufgehoben zu sein. Man könne stolz sein auf Erreichtes und auf sozialdemokratische Politik, die keine Mode-Erscheinung sei, sondern wichtig für den Zusammenhalt der Gesellschaft.

Mit einer Diskussionsrunde nach der Essenspause näherte sich die Veranstaltung ihrem Ende. Fragen nach Investitionsprogrammen für die Kommunen oder den alten Blockparteien der DDR sowie zur Tarifautonomie und Sicherung der Arbeitsplätze wurden genauso ausführlich beantwortet, wie solche zur E-Mobilität oder ob es sinnvoller sei, auch in andere neue Technologien zu investieren.

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