Beeindruckendes und Beunruhigendes von der HWK

01. August 2012

SPD-Kreisvorstand im Gespräch mit dem Handwerkskammer-Präsidenten

Die letzte Vorstandssitzung nahm der SPD-Kreisverband Rhön-Grabfeld zum Anlass, um sich umfassend über die Situation und die Interessen des Handwerks im Landkreis und in Unterfranken insgesamt zu informieren. Hierzu suchten die Sozialdemokraten den Kontakt zu Hugo Neugebauer, Metzgermeister aus Großeibstadt und Präsident der Handwerkskammer (HWK) für Unterfranken, der die SPD-Delegation um den Kreisvorsitzenden Matthias Kihn in seinen Räumen herzlich begrüßte.

Der SPD-Kreisvorsitzende freute sich über das gegenseitige Interesse und das Zustandekommen des Gesprächs und stellte bereits in seiner Einladung die Bedeutung des Handwerks für die wirtschaftliche Entwicklung heraus. Neugebauer informierte zunächst über die reinen Fakten der HWK Unterfranken, welche die Interessen von über 18.000 Betrieben mit mehr als 88.000 Beschäftigten vertrete. Der Fachkräftemangel sei im Handwerk bereits vollständig aufgeschlagen – in der nächsten Zeit würden im Bereich der HWK Unterfranken 1000 Meister und 9000 Gesellen fehlen. Auch eine Folge hiervon sei die weiterhin zu erwartende Ausdünnung der Betriebe im ländlichen Raum. „Es gibt Prognosen, nach denen in Gemeinden unter 10.000 Einwohnern kein eigener Metzger mehr vertreten sein wird“, zeichnete Neugebauer ein düsteres Bild für den Landkreis Rhön-Grabfeld. „Die Politik muss hier entgegenwirken, um die Grundversorgung der Bevölkerung auch im ländlichen Raum weiterhin gewährleistet zu wissen“, forderte SPD-Kreisvorstandsmitglied Eva Dörflein aus Großeibstadt.

Um dem entgegen zu wirken, unternehme die HWK verschiedenste Initiativen, um mehr Auszubildende für das Handwerk zu begeistern. Bereits etabliert ist die Zusammenarbeit mit den 8. Klassen der Haupt- und Mittelschulen, die in drei Zentren in Unterfranken verschiedenste Handwerksberufe praktisch kennenlernen und sich in der handwerklichen Tätigkeit selbst erproben können. „Dieses Angebot ist hervorragend und muss unbedingt erhalten werden“, bekräftigte der SPD-Kreisvorsitzende Matthias Kihn, selbst Hauptschullehrer, aus eigener pädagogische Erfahrung den HWK-Präsidenten. Dieser allerdings gab zu bedenken, dass er mit dem Argument der inzwischen häufig unbesetzten Ausbildungsplätze eine Kürzung bzw. komplette Streichung der Zuschüsse hierfür befürchte. Die Sozialdemokraten waren sich mit Neugebauer einig, dass eine solche Entscheidung des Wirtschafts- und Sozialministeriums zu kurzfristig gedacht wäre. „Die Zahl von 8-9000 Lehrlingen bei 88000 Beschäftigten in Unterfranken ist beeindruckend“, würdigte auch der SPD-Kreisfraktionssprecher Egon Friedel die Leistungen des Handwerks. Technisches Neuland betrat die HWK mit dem „Lehrstellen-Radar“, der als Smartphone-App Jugendlichen freie Lehrstellen in der Umgebung anzeigt und sich inzwischen hoher täglicher Zugriffszahlen erfreut.

Weitere Themen der Unterredung des Handwerks-Präsidenten mit den Sozialdemokraten aus Rhön-Grabfeld waren die Meisterausbildung und die Folgen des Wegfalls des Meisterzwangs für die Selbstständigkeit, die Schwierigkeiten der Europäisierung und die Ungewissheit vieler Betriebe bezüglich der Nachfolge und Übernahme durch Nachfolger aus Familie oder Betrieb.

Im Anschluss fand eine Vorstandssitzung des SPD-Kreisverbandes in Großeibstadt statt. Hier bestätigten die Sozialdemokraten die Planungen zur SPD-Veranstaltungsreihe „Politische Sommergespräche“, die in den Sommerferien jeweils dienstags zu unterschiedlichsten politischen Themen mit Abgeordneten aus dem Landtag und dem Bundestag im ganzen Landkreis verteilt geführt werden. Auch für die anstehenden Bundes- und Landtagswahlen im September 2013 und die Kommunalwahlen im Frühjahr 2014 stellte die Rhön-Grabfeld-SPD wichtige Weichen.

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